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Zur Kulturgeschichte der Pfarre Sievering

Kirche

Urkundlich wurde unsere Kirche erstmals 1330 als Kapelle erwähnt. Damit gehört sie zu den ältesten Kirchen Wiens und die Wahrscheinlichkeit, dass bei der in Sievering belegten Anwesenheit der Römer auch schon früher eine kleine Kirche existierte, ist doch sehr gross. Auch ist allgemein bekannt, dass Sievering und Heiligenstadt seit ältesten Zeiten ein Mittelpunkt des Severinkultes waren.

Kirche

1344 wurde Sievering von der Pfarre Heiligenstadt abgetrennt und selbständige Pfarre. Als erster Pfarrer wird Jakob der Medlaer genannt. Seit September 2012 leitet Moderator P. Lic. Mag. Dariusz Teodorowski CR unsere Pfarre, die ursprünglich dem hl. Apostel Andreas und vor fast 400 Jahren dem hl. Severin geweihte Kirche wurde um etwa 1500 dem Chorherrnstift Klosterneuburg inkorporiert. Wahrscheinlich ist auch, dass der Patroziniumswechsel zum hl. Severin ebenfalls um diese Zeit vollzogen wurde. Die seelsorgliche Betreuung lag damit in den Händen der Klosterneuburger Chorherrn.

Geweiht wurde die Kirche dann am 6. Mai, dem Tag der Kirchweih, die in den letzten Jahren auch mit festlichen Hochämtern begangen wurde.

Dass die Seelsorge etwa Mitte des 16. Jahrhunderts nicht immer leicht war, bezeugen damalige Klagen des Pfarrers, dass manche Sieveringer von der katholischen Religion nichts wissen, ohne Sakramente sterben wollten und ihm überhaupt nur die größten Schwierigkeiten machten. So wurde er schon mehrfach verprügelt und war seines eigenen Lebens nicht mehr sicher. 100 Jahre später (1679) konnte der Pfarrer von Sievering aber wieder berichten, dass alle Sieveringer die österlichen Sakramente empfangen hätten.

Ölbergrelief

Nach außen präsentiert sich die in gotischem Stil erbaute Kirche in einem verputzten Quadersteinbau mit einem extrem hohen und auffallend steilen Satteldach als eine historisch gewachsene Dorfkirche. An der Nordseite erhebt sich der mächtige, im Kern romanische (Wehr)turm. Als Folge einer spätgotischen Erweiterung nach dem ersten Türkenkrieg (1529) gliedern mehrere Strebepfeiler an der Südseite die Fassade der Kirche. Bemerkenswert ist hier das Ölberg-Relief, vermutlich stammt es aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

Das Innere der Kirche bildet eine dreischiffige Halle mit gotischen Scheidebögen und ursprünglich gotischen, allerdings im Zuge einer barocken Umgestaltung ummantelten mächtigen Pfeilern. Ein frühbarockes Kreuz- bzw. Tonnengewölbe schließt den Kirchenraum ab. Auffallend ist der fast quadratische, aus der Achse des Hauptkirchenschiffes gerückte, wahrscheinlich ältere Chor im Osten. Die Westempore wird mit ihren drei Gewölben durch zwei Pfeiler gestützt.

Über dem Hochaltar können wir das Bild des Hl. Severin erkennen, das Ende des 18. Jahrhunderts gemalt wurde, die beiden barocken Seitenaltäre sind jeweils hundert Jahre älter, also Ende des 17. Jahrhunderts, südseitig „Madonna mit dem Kind“ und im Norden „Martyrium des hl. Andreas“ und Josefsstatue. An der südseitigen Ecke liegt die barocke Kanzel. Im südseitigen Seitenschiff der Kirche erkennen wir das Relief der Geburt Christi und die Anbetung der Könige, vermutlich um 1500 entstanden. Grabsteine weisen auf das hohe Alter der Kirche (1357 der älteste), das Taufbecken stammt vermutlich aus dem 16. Jahrhundert.

1896 erfolgte eine Restaurierung und gleichzeitige Regotisierung, der die Kirche ihre heutige Westfassade und die Glasfenster verdankt. Damals wurde auch der Pfarrhof errichtet, der in den nächsten Jahren mit Wohnungen umgestaltet werden soll. Die Nepomukstatue von 1721 steht heute am Ende des kleinen Parkes, ausserhalb der Kirche, früher wo der Erbsenbach im Kanalnetz Wiens verschwunden ist. Die Einwölbung erfolgte nach dem verheerenden Hochwasser im Jahre 1959. Zum Bericht aus der Kronenzeitung bitte klicken. Vor der Kirche befindet sich ein Kriegerdenkmal, das die Steinbüste eines trauernden Kriegers mit Lorbeerkranz trägt.

Der Ort Sievering scheint urkundlich unter verschiedenen Schreibweisen auf: einmal als Sufringen und Suneringan (1114), dann wieder als Sivring oder Sifring. Die beiden alten Weinhauerdörfer Ober- und Untersievering – die Grenze wird durch die Brechergasse gebildet - wurden schon im 12. Jahrhundert von Markgraf Leopold III. Klosterneuburg übergeben, wechselten im Verlaufe der Jahrhunderte dann mehrfach den Besitzer, bis Sievering schließlich 1892 Teil des 19. Bezirkes wurde. Bis ins 21. Jahrhundert hat Sievering wenigstens an manchen Stellen sein ursprüngliches Siedlungsbild noch bewahren können.

LITERATUR

Dehio Handbuch Wien. Kretschmer,
H.: Döbling, Wiener Bezirkskulturführer 1982.
Czeike, F.: Historisches Lexikon Wien 5 Bände 1992 – 97. 650 Jahre Kirche Sievering. Österreich Lexikon.

(Mag. Friedrich Rohrer)